Freitag, 16. August 2013

Freitagsfüller & Irland 07 - Schottenrocktreffen

Erst den Füller.

1. Was wäre, wenn das was Echtes wäre, was ich mir wünsche? Wenn es real wäre? Wenn ich es hätte, alles, was ich mir mein Leben lang schon vor mich hin erträume? Würde ich damit das anfangen, was ich jetzt glaube damit anfangen zu wollen?

2. Ich genieße derzeit beim Autofahren das Gefühl meiner nackten Arme in der Sonne. 

3. Nächste Woche hat meine älteste Nichte Geburtstag.

4. Ich habe vorgestern einen alten Tagebucheintrag gelesen, in dem ich meinen verstorbenen Hund bitte, daß er nochmal zu mir zurückkehrt. Möglichst diesmal gesund und so, daß er auch alles genießen kann, was die Welt dem besten aller Labradore zu bieten hat.

5. Ich fordere mir zuviel ab. Vor allem emotional. Ich bemerke, daß mir die Arschleckhaltung auf der Arbeit gut tut, und ich denke, ich versuche das jetzt auch einfach mal privat. Ich muß mir nicht alles zu Herzen nehmen - was man dorthin nimmt, bleibt ja leider oft hängen. Jetzt reicht's. Wer glaubt, seine Launen auf mich übertragen und mit mir herumzicken zu müssen, wird ab sofort ignoriert. Ich habe einfach keine Kraftreserven mehr, die man noch aussaugen könnte. Hier ist Schluß.

6. Ich muß gleich wieder auf den Weg zur Arbeit machen, er ist ziemlich exakt 60 km lang und führt durch die landschaftlich reizvolle Mark Brandenburg.

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Onlinegesellschaft, mal gucken, ob das klappt, morgen habe ich geplant, endlich wieder mal meine Gesangslehrerin aufzusuchen und vielleicht im Anschluß noch meinen Bruder, und Sonntag möchte ich ein umfangreiches Konzept für Job B schreiben (*tonlos* hurrah!).

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Irland 07 - das war ein Sonntag. Aus reiner Neugierde wollten wir mal in einen Gottesdienst. Nicht, daß meine Mutter viel davon gehabt hätte, so ganz ohne Englischkenntnisse. Aber sie schloß sich an. Die Wahl zwischen katholisch und protestantisch verweigerte sie, also traf ich die Entscheidung für die Katholiken - näher an Patrick dran, dachte ich einfach.
Das erste, was auffiel, war, daß in die Kathedrale mehr Menschen strömten als wir für die Gesamteinwohnerzahl von Armagh geschätzt hätten. Wow. (Wenn hier in unserer Dorfkirche 9 Leute sitzen, kriegt der Pfarrer schon ein extatisches Leuchten in den Augen.)
Das nächste, was auffiel: Es gab keine Musik. Überhaupt keine Musik. Nichtmal ein Orgelstück am Anfang, obwohl die Orgel dort prächtig aussah. Es gab ohnehin keinen richtigen Anfangspunkt, sondern mitten in all dem Bänkerutschen und Füßescharren und Murmeln der Leute standen sie irgendwann alle auf, als der Priester hereinkam, aber nicht etwa leise, sondern da wurde weiter gemurmelt, einige kamen noch bis zu 15 Minuten später und das Ganze hatte etwas von einer Nachmittags-Schul-AG.
Aber es wurde auch nicht gesungen mit der Gemeinde. Der Kirchenchor, erklärte der Priester im Laufe der Messe, habe gerade Sommerferien, deshalb würde er selbst jetzt ein schwungvolles Lied vortragen. Was er auch tat. Ich grinste über alle 4 Backen, denn der Priester war ein Afrikaner, der offenbar nicht als Gast da war, sondern das Heimatland gewechselt hat. In der Predigt ging es um Gastfreundschaft. Er redete sich in Rage, sang dieses lustige Lied und erzählte einen Schwank aus seinem Sabbatical, das er in Afrika verbracht hatte - wie er beim Abschied seinen Leuten dort gesagt habe, er würde jetzt nach Hause fahren, denn in Nordirland wäre er so herzlich aufgenommen worden, daß es für ihn das echte Zuhause sei -, und die ganze Zeit keine Reaktion von diesen Hunderten Menschen. Sie nahmen alles reglos zur Kenntnis und als der Spaß vorbei war, flossen sie ebenso leicht in ihren Alltag zurück, wie sie in die Kirche geflossen waren.

Wie ist das - Ihr Katholiken unter den Lesern - gibt es denn sowas wie Gemeindelieder im liturgischen Ablauf wirklich gar nicht? Wozu dann das Gotteslob? Das ist doch verdammt trist so. Und es hatte sowas von Frontalunterricht. Man wartet, bis der Typ da vorne fertig ist, dann darf man nach Hause. Aber es muß doch auch interaktivere Gottesdienste geben, wo man als normaler Christ nicht nur zusieht, wie jemand anders Gott dient, sondern sich selbst beteiligen kann.

Jedenfalls hatte ich meinen Spaß - ich mag ja katholische Messen und muß dabei immer an eines meiner literarischen Lieblingszitate denken: Uffstehn, hinsetzn, uffstehn, hinsetzn… =D

"Wat brauchst Jrundsätze, wennde een Apparat hast?" … Herrlich.

So. Dann fuhren wir ins Argory. Das ist ein Landhaus in der Hand des National Trust, und dort fand das "Argory Tartan", das jährliche Schottenrocktreffen statt. Wuuuundervoll! 

Mehrere Jugendgruppen aus der Gegend führten Drum Major (Tambourmajor) Märsche vor. Sie haben diese Stöcke, mit denen sie bestimmte Bewegungsmuster abwickeln, von schlichtem Hochhalten - 2 - 3 - 4 - seitlich halten - 2 - 3 - 4 - bis zu komplizierten Wurf- und Wirbelmustern. Total cool. 



Die Anlagen um das Herrenhaus selbst sind auch wunderschön:



Es wurde gedudelsackt, getrommelt und gepfiffen ohne Ende:




Hummel glücklich. Ich höre einen Dudelsack und in mir wird alles weit. Meine Mutter fand es, auf deutsch gesagt, scheiße. Naja, ich kann mancher deutschen Volksmusik auch nichts abgewinnen, also nur weil etwas folkloristisch ist, muß man es ja nicht mögen. ;-)

Einen Wettbewerb für Scottish Terrier gab es auch - der Rasen war voller kleiner Plüschbälle. Das hat die Hummelmama in ihrer Abneigung gegen schottische Folklore sehr besänftigt; die ganze Zeit stand sie verzückt vor irgendwelchen Cesars. =)

Außerdem gab es einen Tanzworkshop für schottische Volkstänze. Hummelchen ist eine halbe Stunde glücklich mit irgendwelchen Iren und Schotten durch einen kleinen Museumsraum getobt. Davon gibt es viele verschwommene Bilder von der Hummelmama, aber die zeige ich nicht her. ^^

4 Kommentare:

Silberweide hat gesagt…

Dudelsackmusik, hin und wieder steht auch mal einer in der Fußgängerzone der großen Stadt, ich mag diese Musik sehr.....und ´ne tanzende Hummel muss viel Spass gehabt haben, auf jeden Fall liest sich dieser post so, auch zwischen den Zeilen Begeisterung!

Vielen Dank fürs teilen, die Bilder sind wieder sehr schön, Dir ein schönes Wochenende♥

Dein FF Nr.5, Granate, ich für mich kriegs nur einfach nicht hin, prima wenn Du es auf diese Weise gebacken bekommst, einerseits traurig und schade, aber andererseits geht es scheinbar nicht anders, Selbstschutz geht vor!

Rowan hat gesagt…

Doch, nornalerweise ist das auch gespickt mit Liedern. :)

Hummel hat gesagt…

Dann waren die da oben nur komisch. Oder ALLE hatten Sommerferien, auch die gemeindeeigenen Stimmbänder.

Liebe Silberweide: Ich bin ein sehr, manchmal zu empathischer Typ, genau wie ich Dich einschätze. Und gleichzeitig jemand, der viel Luft zwischen sich und dem nächsten Menschen braucht. Das führt zwangsläufig zu inneren Konflikten. ^^ Jahrelanges Training hat mich also erst dazu gebracht, höflich aber ehrlich zu sagen, wenn mir etwas zu nahe kommt, körperlich oder anders, und mittlerweile ist es wirklich reiner Selbstschutz. Ich arbeite mit viel zu vielen Menschen, um sie alle mitzutherapieren. Und gerade was mein engeres, familiäres und Freundesumfeld betrifft, gehe ich jetzt einfach davon aus, daß jeder erwachsen und mündig ist.

athena hat gesagt…

Also an den Plüschbällen hätte ich sicher auch meine Freude gehabt und auch an dem fröhlichen, afrikanischen Priester :)